Joana, 25. SSW
Interview zum 25 jährigen Bestehen des Vereins mit Tochter und Mutter
Hallo Joana, du bist mit 17 Jahren ja jetzt schon fast erwachsen. Verstehst du, warum deine Mama sich für den Frühchenverein engagiert?
Joana: “Ja, weil solch ein Start ins Leben für beide, Mutter und Kind, eine schwierige Zeit ist. Und da kann man Hilfe gebrauchen! Außerdem verstehen Eltern von Frühchen durch Ihre ähnlichen Erfahrung einfach besser andere Frühcheneltern.“
Erzählst du im Alltag häufiger, dass du ein Frühchen warst? Ist das wichtig für dich?
Joana: “Eigentlich rede ich nicht darüber. Wenn ich es mal erzähle, sind die Leute eher überrascht. Höchstens, wenn es um mein Hören oder die beiden Hörgeräte geht, kommt es immer mal zur Sprache.“
Wie geht es dir, wenn du die ersten Bilder von dir als Frühchen siehst?
Joana: “Ich bin überrascht, wie klein ich war! Anhand der kleinen selbstgestrickten Mützchen und Socken oder der niedlichen Herzpflaster kann ich sehen, mit wieviel Liebe von Seiten meiner Eltern oder der Schwestern versucht worden ist, mir liebevoll meinen schwierigen Start zu erleichtern.“
Jetzt an die Mama: Wie Joana ja schon gesagt hat, können Sie als Mutter eines Frühchens die Gefühle und Gedanken von Frühcheneltern gut nachvollziehen. Die „Auf“ und „Abs“ in der Klinikzeit und viele Besonderheiten in der Kinderzeit von Frühchen. Was sind Ihre Erinnerungen z.B. an die Krankenhauszeit?
Mama: “Hilflosigkeit und Überforderung zu Anfang und der Wunsch meine kleine Tochter beschützen zu wollen. Für sie da sein, auch wenn ich nicht wusste wie. Die Stunden beim Känguruhn, wenn dein Baby ganz nah bei dir ist, deinen Herzschlag hört, die Körperwärme spürt und es beiden besser geht – das waren die schönsten Stunden!“
Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach der Körperkontakt und die Bindung für die Frühchen?
Mama: “Sehr wichtig! Eltern und Kind sind einfach eine Einheit! Und ein guter Beziehungsaufbau zwischen Eltern und Kind, nach meist traumatischen Geburtsbedingungen, ist eine unerlässliche Basis für die weitere Entwicklung der Frühchen. Hier macht sich der Mindener Frühchen e.V. stark für die vollständige Umsetzung der Leitsätze des Bundesverbandes.“
Sie selbst investieren Zeit für die Selbsthilfe, warum?
Mama: “Mir und meiner Familie hat der Verein mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Freunden kann man zwar erzählen, wie belastend die Krankenhauszeit ist. Aber wenn die Zeit leider manchmal über Monate geht, ermüden die Zuhörer. Für uns Frühcheneltern hören die Sorgen, die anstrengenden Nächte, die Fragen zu wichtigen Entscheidungen auch Zuhause erst einmal nicht auf. Das Verstehen anderer Frücheneltern, aus dem eigenen Erleben heraus, ist einfach ganz anders. In der Kleinkindzeit kommen tausend Fragen zu Förderung, Entwicklung, Gesundheit, Kindergarten, Verhalten, Ernährung, Wachstum, Schule usw., hier hatte ich durch den Verein nie das Gefühl, allein zu sein. Das war wirklich wertvoll und hat mir immer geholfen, die nächsten Schritte mutiger zu gehen und die Entscheidungen leichter zu treffen. Auch die Vorträge oder organsierten Veranstaltungen haben geholfen, so manchen Umweg für Joana zu vermeiden. Über die Jahre und damit regelmäßig verbundene Kaffeetrinken ließ so auch Freundschaften entstehen. Heute kann ich von meiner erfahrenen Unterstützung etwas an andere Eltern weitergeben. “